70. Jahrestag des Beginns der algerischen Revolution: Feierlichkeiten in der algerischen Botschaft in Berlin am 23.11.2024
Am 23. November 2024 fanden in der algerischen Botschaft in Berlin die Feierlichkeiten zum 70. Jahrestag des Beginns der algerischen Revolution vom 1. November 1954 statt. Die Veranstaltung, unter der Schirmherrschaft von Botschafter Seiner Exzellenz Larbi Al Hadj Ali organisiert, würdigte die historische Bedeutung des Algerienkriegs und stellte die nationale Einheit sowie das kollektive Gedächtnis in den Mittelpunkt. Sie wurde von Konsul Mansour Hsan moderiert, der die Gäste zu Beginn herzlich willkommen hieß und einen Überblick über das abwechslungsreiche Programm gab. Mit Charme und Fachwissen führte er das Publikum durch die verschiedenen Programmpunkte und schuf eine einladende Atmosphäre.
Nach der algerischen Nationalhymne eröffnete Botschafter Larbi Al Hadj Ali die Feierlichkeiten mit einer bewegenden Rede. S.E. der Botschafter begann seine Rede, indem er die Bedeutung dieses Ereignisses hervorhob, das einen der wichtigsten Wendepunkte der algerischen Nationalgeschichte markiert. Er drückte tiefen Respekt und Ehrfurcht für die Märtyrer aus, die ihr Leben opferten, damit Algerien frei und unabhängig bleibt. Er betonte, dass die Anwesenheit der Gäste an diesem Tag ein klares Zeichen für ihre tiefe Verbundenheit mit der Heimat und das Zusammengehörigkeitsgefühl mit dem Mutterland sei. Zudem hob er hervor, wie wichtig der Austausch zwischen den Generationen ist, um das kollektive Gedächtnis der Nation zu bewahren und die Flamme des 1. Novembers am Leben zu erhalten. Abschließend begrüßte der Botschafter alle Anwesenden erneut, rief
„Es lebe Algerien, frei und unabhängig, Ruhm und Ewigkeit unseren Märtyrern“
und schloss seine Rede mit den Worten „Friede sei mit Ihnen und Gottes Segen“.
Der Deutsch-Algerische Kulturverein e.V. war mit großer Ehre an der Veranstaltung beteiligt. Dr. Aroui, der Vorsitzende des Vereins, bedankte sich bei Botschafter Al Hadj Ali und Konsul Mansour Hsan für die Einladung und sprach über die Bedeutung solcher Feierlichkeiten für die algerische Gemeinschaft in Deutschland. Er stellte die Ziele des Vereins vor, darunter die Förderung der algerischen Kultur, die Stärkung der nationalen Identität und die Vernetzung der algerischen Gemeinschaft in Deutschland. Besonders hob er die vier zentralen Tätigkeitsbereiche des Vereins hervor: Bildung, Kultur, Netzwerken und Sport.
„Uns vereint Algerien“
, betonte Dr. Aroui, „und Algerien ist eine Quelle der Inspiration für uns alle – durch seine Geschichte und vielfältige Kulturen.“ Dr. Aroui nutzte die Gelegenheit, die kulturelle und historische Bedeutung Algeriens auch im globalen Kontext hervorzuheben. Er erinnerte an algerische Persönlichkeiten von Weltrang wie Augustinus von Hippo, einen der bedeutendsten Kirchenväter der christlichen Geschichte. Dieser wurde 354 n. Chr. in Thagaste, dem heutigen Souk Ahras, geboren, und seine Lehren und Werke prägen den Westen bis heute. Ebenso erwähnte er Sidi Boumediene, einen bedeutenden Vertreter des Sufismus aus dem 12. Jahrhundert, sowie dessen Schüler Ibn Arabi. Ihre Lehren gelten als interkulturelle Inspirationsquelle für Toleranz und sind im Westen anerkannt. Dr. Aroui hob außerdem Ibn Khaldun hervor, den Begründer der modernen Soziologie, der sein bedeutendstes Werk in Frenda nahe Tiaret verfasste. Der Philosoph und Politiker Ibn Khaldoun war ein Kulturhistoriker des 14. Jahrhunderts, gilt als Vater der modernen Soziologie. Diese Persönlichkeiten und ihr Vermächtnis repräsentieren das reiche kulturelle Erbe Algeriens und dessen nachhaltigen Beitrag zum Weltkulturerbe. Diese Beispiele, so betonte Dr. Aroui, seien ein Beweis für Algeriens reiche Geschichte und kulturelle Vielfalt.
Zudem präsentierte er das engagierte Team des Vereins, bestehend aus qualifizierten Mitgliedern, die sich leidenschaftlich für die Förderung der algerischen Gemeinschaft und Kultur einsetzen. Unter den anwesenden Vorstandsmitgliedern waren Jutta Höflich, Beauftragte für Öffentlichkeitsarbeit, und Mourad Bekakcha, Beauftragter für Sport. Sie nahmen das Wort, bedankten sich bei den Botschafter und dem Konsul für die Einladung und stellten sich sowie ihre Motivation vor, Teil des Projekts zu sein. Sie erläuterten ihre Aufgaben und unterstrichen die Bedeutung ihrer Arbeit für den Erfolg des Vereins. Die Profile aller Vorstandsmitglieder finden Sie hier.
Im Anschluss hielt Malek Belhadj einen aufschlussreichen Vortrag über den Algerienkrieg. Er führte die Teilnehmer auf eine beeindruckende Reise durch die Geschichte des Befreiungskampfes, beleuchtete die Ursachen und Auswirkungen des Krieges und erinnerte an den Widerstand der algerischen Bevölkerung unter extremen Bedingungen. Er hob hervor, wie der Krieg sowohl strategisch als auch moralisch bedeutend war und die Grundlage für die Unabhängigkeit Algeriens schuf. Besonders erwähnenswert sind die großen Widerstandskämpfer der algerischen Geschichte, wie Emir Abdelkader, der als einer der ersten führenden Anführer des Widerstands gegen die französische Kolonialherrschaft bekannt wurde, sowie Lala Fatma N’Soumer, eine herausragende Frau, die an der Seite der Männer gegen die Kolonialmacht kämpfte. Auch Mokrani, der 1871 als einer der bedeutendsten Führer der Aufstände im Kabylei gegen die französische Kolonialherrschaft stand, und Bouamama sowie weitere bedeutende Kämpfer, wurden hervorgehoben.
Belhadj erklärte, wie diese historischen Persönlichkeiten, zusammen mit vielen anderen Widerstandskämpfern, den Grundstein für die spätere nationale Befreiungsbewegung legten. Der Algerienkrieg war nicht nur ein militärischer Konflikt, sondern auch ein moralischer Kampf um Identität, Freiheit und Selbstbestimmung. Der Krieg legte die Grundlage für die Unabhängigkeit Algeriens und symbolisierte den Widerstand der unterdrückten Völker weltweit gegen koloniale Ausbeutung.
Die Feierlichkeiten boten den Teilnehmern nicht nur eine Gelegenheit zur Erinnerung, sondern auch zum Austausch über die Zukunft der algerischen Gemeinschaft in Deutschland. Ideen und Pläne für zukünftige Projekte wurden diskutiert, um das Vermächtnis der Revolution zu bewahren und die algerische Gemeinschaft weiter zu stärken.
Der Abend endete in einem Geist der Einheit und des Engagements für die Zukunft. Bei traditionellem Couscous, Kaffee, Tee und Gebäck wurde die Verbundenheit der Teilnehmer mit der Heimat gefeiert.
Es lebe Algerien, frei und unabhängig!